Arbeiter des Torfwerks Haspelmoor um 1920
1994 entdeckte Kreisheimatpfleger Toni Drexler die älteste Fundstelle menschlicher Hinterlassenschaften des Landkreises.
Von der mesolithischen Freilandstation am Haspelmoor sind bisher ca. 15.000 Funde geborgen worden. Die Funde sind insofern bayernweit bedeutsam, da
sich im oberbayerischen Raum kein weiterer so umfangreicher Fundplatz zu finden ist, der vom Frühmesolithikum bis zum Spätmesolithikum reicht.
Die Steinwerkzeuge aus der frühen Mittelsteinzeit sind bis zu 11.500 Jahre alt. Da das aufgelesene Fundgut in optimaler Weise überliefert ist und der Fundplatz zeitlich homogen ist, lassen sich sehr weitreichende Schlüsse über das Leben und Wirtschaften der Menschen zu dieser Zeit ziehen. Die Geräte wurden größtenteils an Ort und Stelle hergestellt und stammen z.T. aus weit entfernten Lagerstätten.
Auch aus den nachfolgenden vorgeschichtlichen Epochen sind aus dem Umfeld des Haspelmoors zahlreiche Fundstellen bekannt.
Bereits um 1800 gab es Überlegungen zur Trockenlegung des Moores und anschließender landwirtschaftlicher Nutzung.
Mit dem Bau der Eisenbahnstrecke München - Augsburg wurde in den Jahren 1938/39 das Moor den zum Teil entwässert. Es war die erste Eisenbahntrasse die durch ein Moor geführt wurde. Die Bahnlinie ist am 4. Oktober 1840 eröffnet worden. Von 1846 bis 1875 ist großflächig Torf für den Betrieb von Lokomotiven gestochen worden. In diesem staatlichen Torfstich waren zeitweise bis zu 1600 Arbeiter beschäftigt. Sie lebten unter äußerst bedrückenden sozialen Verhältnissen.
1853 wurde der Bahnhof Haspelmoor errichtet, 1855 kam die Poststation Haspelmoor dazu. 1862 war Haspelmoor ein Weiler, bestehend aus dem Bahnstationsgebäude und einem Bahnwärterhäusl; im Moor das Torfbetriebsgebäude mit Kesselhaus und 5 Magazinen, eine "Arbeiterkaserne" mit Zubehör sowie eine Schmiede- und Zimmermannwerkstätte. Seit 1851 stand das Wirtshaus und zwei weitere Häuser. 1867 bestand der Ort aus sieben Wohnhäusern mit 61 Einwohnern.
Von 1888 wurde das "Torfstreu- und Mullewerk Haspelmoor" errichtet. Es wurde in großem Umfang Torf abgebaut, der als Stallstreu und Isoliermaterial für Eiskeller diente und in ganz Europa vertrieben wurde.
Neben der Torfnutzung hatte bereits 1910 die Kultivierung der abgetorften Flächen begonnen. Die "Königliche Moorkulturanstalt" bewirtschaftete 120 ha Anbaufläche die sie durch Entwässerung und Melioration herstellte. Das neben dem Bahnhof erbaute Moorversuchsgut, welches die Kultivierungsmaßnahmen durchführte, wurde 1972 geschlossen.
Ab 1915 entstand ein Kriegsgefangenenlager für ca.1000 Russische Kriegsgefangene . Weitere Entwässerungsarbeiten im Moor wurden ab 1933 vom Reichsarbeitsdienst durchgeführt.
1946 entstand in Haspelmoor eine Siedlung für Heimatvertriebene. Um 1950 gab es 51 Wohngebäude mit 312 Einwohnern. Bis ca. 1960 wurde von Anwohnern Torf als Brennmaterial gestochen.